8.1.3 Mögliche „Stufen“ einer Erlösung
Abb. 1 Imre Koncsik, Professor für Systematische Theologie, Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz/Wien.
(1) Koncsiks universelles Verständnis der Erlösung
(a) Erlösung im existentiellen Sinn
Der deutsche Theologe Imre Koncsik (Hochschule Heiligenkreuz) beschreibt „Erlösung„ zunächst als „ein existentiell bedeutsames Thema. Damit ist zunächst als Axiom ausgesagt,“ so Koncsik, „dass sie im existentiellen Sinn umfassend und vollständig begriffen werden kann.1
(b) Kategorien eines Erlösungsprozesses
Erlösung setzt ferner eine Erlösungsmöglichkeit oder -bedürftigkeit [Unterstreichung d.V.] voraus: es gibt einen Zustand, von dem erlöst werden kann oder gar muss. Erlösung vollzieht sich dabei wie auf einen archimedischen Punkt hin. Doch warum ‚kann‘ oder ’soll‘ überhaupt erlöst werden? Ist das nicht eine Suggestivfrage?
(c) „Eudaimonia als Ziel der Erlösung
Eine mögliche Antwort bezieht sich auf den antizipierten Sinn menschlicher Existenz: auf die klassische ‚Eudaimonia‘-Lehre, d.h. auf das Streben und Verlangen des Menschen nach Glück. Die Sinnerlangung menschlicher Existenz impliziert den Zustand von Glück. Von der Bestimmung dieses Glücks hängt auch die Bestimmung der Erlösung von den Hindernissen der Glückserlangung ab.2
Wird das Glück als erreichbar gedacht und verhindern einigen Menschen ’nur‘ Faktizitäten das Erlangen von Glück, dann ist eine Erlösung möglich, jedoch nicht notwendig. Wird das Glück als unerreichbar gedacht und dennoch zugleich als intrinsisches Ziel menschlicher Existenz verstanden, so ist eine Erlösung notwendig. Vom wie auch im Detail verstandenen Unglück kann oder muss demnach erlöst werden.3
Das Erlösungsobjekt ist der Mensch, exakter: seine nach sinnerfülltem Glück verlangende Existenz. Bei einigen Erlösungskonzeptionen – mit korrespondierender Glücksvorstellung – ist es identisch mit dem Erlösungssubjekt, d.h. der Mensch kann und soll sich selbst erlösen. Bei anderen Konzeptionen wird er extern durch Gott oder eine übernatürliche Macht erlöst. Entsprechend zeigen sich Unterschiede im Aufweis der Hindernisse, die beseitigt werden sollen bzw. von denen erlöst wird.4
(d) Erlösung durch Erkenntnis.
„Der Gegenstand der Erkenntnis betrifft die ‚wahre‘ Struktur der Wirklichkeit. Zu ihr gehört eine Glücksvorstellung, die im Vereinigen dessen besteht, was zueinander gehört: es soll das eins werden, das auch eins sein kann. Materiell-nichtige Entitäten werden annihiliert; formalmentale Entitäten werden in ihren Ursprung zurückgeführt.“5
Die „Erlösung durch Erkenntnis“ führt nach der hinduistischen Religionsphilosophie zu einer „Art Heimholung des ‚Einen‘ [Atman] und seiner Separation vom ‚Vielen‘; das ‚Viele‘ wird in seiner Nichtigkeit sein gelassen, versöhnt und letztlich aufgehoben. Der Akt der Separation des ‚Einen‘ [Atman] vom ‚Vielen‘ ist die praktische Aufgabe menschlicher Existenz, die sich selbst – d.h. hier jedoch: das `’Eine‘ [Brahman] in sich – erlöst…“ Erlösung geschieht „durch Erkenntnis [Meditation], dass das Selbst [Atman] des Menschen „Manifestation“ eines universellen Geistes [Brahman] ist und die Trennung von Brahman im Tode aufgehoben wird.“6
(e) „Erlösung durch existentielle Sinnfindung.
Eine Erlösungskonzeption, die explizit menschliche Existenz zum Thema hat, kann unter dem Etikett ‚Existentialismus‚ behandelt werden. Menschliche ‚Existenz‘ wird im ‚eigentlichen‘ Sinn als der ontologische Ort wahrhafter, freier und nach eigener Sicherung strebender Existenz des Menschen gefasst. Gemeint ist damit das ‚Selbst‚, welches unvertretbare, unableitbare, originäre, irreversible und autonome Grundentscheidungen trifft. Das Selbst diktiert die Entschiedenheit menschlicher Existenz.
Eine Glücksvorstellung wird erreicht, indem die dialektische Struktur menschlicher Existenz konsequent zu Ende beschritten wird: entweder wird nihilistisch das ‚Nichts‚ als Widersinn anerkannt (dann gibt es kein gerechtfertigtes Streben nach endgültigem Glück), oder ein verborgener ‚Sinn‘, der über das Nichts dominiert, angeeignet. Sinnfindung wäre im letzten Fall Glücksgewährung.
Das Hindernis, von dem erlöst werden kann, liegt in der Bedrohung menschlicher Existenz durch das ‚Nichts‘ an Glück oder Sinn. Die Erlösung erfolgt eigeninitiativ kraft umfassender Aktivierung menschlicher Existenz, der entsprechende Verantwortung zugesprochen wird: wer am Nichts scheitert, hat sich selbst nicht erlösen können. Der Erlösungsmodus ist formal erneut dialektisch und betrifft das ‚Wichtigste‘ des Menschseins: seine Existenz. Eine Neigung existentialistischer Konzeptionen zur solipsistischen Egozentrik, zum Subjektivismus und Individualismus ergibt sich aus der Konzentration auf transzendentale Bestimmungen menschlicher Existenz, i.e. auf die sog. ‚Existentialien‘, .. „7
(f) „Erlösung durch göttliches Handeln.
Die Erfordernis einer umfassenden Erlösung setzt ein entsprechend umfassendes Glücksstreben voraus: Erlösung soll gesichert und stabilisiert werden; sie soll den Menschen umfassend transformieren, so dass aus dem faktisch-negativen Sein ein faktisch-geheiltes Sein wird. Das Glück, das in der geglückten Einigung des Menschen mit seinem Urgrund und Ziel (Gott) besteht, soll unverlierbar sein; es soll den ganzen Menschen mit seinem Selbst, mit Geist und Leib betreffen und sich nicht nur auf Teilbereiche seines Menschseins beziehen. Die Autonomie des Menschen soll durch göttliche Heteronomie gesteigert anstatt aufgehoben werden; die göttliche Initiative unterstützt das Sein des Menschen und vollendet es. Die Vollendung gelungener Erlösung zeigt sich in ihrem Resultat: dort, wo ‚vorher‘ nichts war, ‚ist‘ nun etwas ‚Neues’…. Die Erlösung durch göttliches Handeln intendiert die Veranlassung, Grundlegung und Evokation einer umfassenden Transformation menschlicher Existenz. Wäre nicht Gott selbst der Handelnde, so wäre Erlösung unvollständig“. 8
Das Erlösungsverständnis der hier beschriebenen physikalischen Erlösung durch eine divine technologische Singularität („Erlöser“). Die physikalische Konzeption einer Erlösung durch eine quasi-göttliche technologische Singularität („Erlöser“) impliziert eine Physikalisierung der Definition Imre Koncsiks.
Die Erlösungsbedürftigkeit im Sinne der antiken Eudämonia-Lehre wird hier im Besonderen mit der „conditio humana“, i.e. die defizitäre Natur des Menschen als Mängelwesen begründet, die aus der Zufälligkeit seiner genetischen, raum-zeitlichen und lebensgeschichtlichen Kontingenz resultiert. Die Aufhebung dieser Kontigenz definiert die Zielsetzung der von Koncsik angeführten „Sinnerlangung menschlicher Existenz“ durch „Erlösung von den Hindernissen der Glückserlangung“. 9
(2) Das holografische Konzept einer persönlichen
Erlösung
(a) Die physikalische Voraussetzung einer persönlichen, subjektiven Erlösungsmöglichkeit geistiger Entitäten liegt in einer „holografischen Erlösung“ jedes De-Sitter (Tochter) Universums in seinem thermodynamischen Gleichgewichtszustand, i.e. in der Erlangung individueller postbiologischer-holografischer Unsterblichkeit entwickelter Geisteswesen. Dies erfolgt im Kontext der Theorie Soltaus durch:
Eine Superposition der spezifischen funktionalen Identitäten (Geisteswesen) und der spezifischen, korrelierten physikalische Umgebungen (i.e. der eternalistischen Abfolge spezifischer quantenmechanische Bezugsrahmen = subjektive quantenmechanische Bezugsrahmen = spezifische holographische DE-Sitter Universen):
b) Eine physikalische Erlösung impliziert also eine „Optimierung“ der subjektiven Quantenmechanischen Bezugsrahmen (QMBRs) durch Überlagerung (Verschmelzung zu einem subjektiven idealtypischen Quantenmechanischen Bezugsrahmen (dem erlösten Hologramm) und seine Projektion in den durch beschleunigte Expansion des Kosmos „entleerten“ DE-Sitter Raum (vgl. 7.3.3, 8.2). „Eine Anzahl von Tutored .[10, [11], [12], [13], [14], [15], [16], [17] haben sich für ein Komplentaritätsprinzip des De-Sitter Raums ausgesprochen, ähnlich der Version für ein Schwarzes Loch.„10 Der De- Sitter Raum ist jedoch nicht im Sinne globaler Koordinaten zu verstehen. Alle Versionen stimmen darin überein, … dass die Physik in einer einzelnen, kausalen Region des De-Sitter Raums als ein isoliertes Quantensystem mit begrenzter Temperatur beschriebe werden soll und dass die thermische Entropie des Systems begrenzt sein soll . … Der Wert der Entropie ist durch die Gibbons Hawking Formel [19] mit der Größe des De-Sitter Raumes korreliert. Sie beträgt für den De-Sitter Raum:
S = Horizont Fläche /4G
Wie in einem Schwarzen Loch werden die Eigenschaften der kausalen Region durch einen thermische Dichtematrix [19] beschrieben.
Hohlraum.(cavity),[von Goheer, Kleban und Susskind beschrieben wird beschrieben wird ] und von einem Horizont begrenzt ist, der keinen Verlust von Informationen zulässt..“.11
- Imre Koncsik, Stufen der Erlösung: Das Alleinstellungsmerkmal der christlichen Soteriologie (paper), LMU München & Uni Freiburg, 23. Aug. 2013 , Letzte Änderungen: 04. Nov. 2020, S. 1, [Digitale Ausgabe], URL: https://epub.ub.uni-muenchen.de/16280/Stufen_der_Erloesung.pdf ↩︎
- Ib. ↩︎
- Ib. ↩︎
- Ib. ↩︎
- Ib., S 2 ↩︎
- Artikel „Hinduistische Theologie“, in Zentralrat afghanischer Hindus und Sikhs e. V., [Digitale Ausgabe], URL: http://www.zahs.eu/informationen/hinduismus/hinduistische-theologie.html ↩︎
- Imre Koncsik, Stufen der Erlösung: Das Alleinstellungsmerkmal der christlichen Soteriologie (paper), LMU München & Uni Freiburg, 23. Aug. 2013 , Letzte Änderungen: 04. Nov. 2020, S. 6, [Digitale Ausgabe], URL: https://epub.ub.uni-muenchen.de/16280/Stufen_der_Erloesung.pdf ↩︎
- Ib., S 16 ↩︎
- Ib. S. 1 ↩︎
- Naureen Goher, Matthew Kleban und Leonard Susskind, „The Trouble with de Sitter Space“, arXiv:hep-th/0212209v3, 19. Mai 2003, S. 1, 7, [Digitale Ausgabe], URL: chrome-extension://efaidnbmnnnibpcajpcglclefindmkaj/https://arxiv.org/pdf/hep-th/0212209 ↩︎
- Ib. ↩︎

