7.3.2.3 Lockwoods Version der Many Minds Theorie
Der britische Philosoph und Psychologe Michael Lockwood (1943 oder 1944 – 2018) fasst seine Version der Many-Minds Theorie der Quantenmechanik wie folgt zusammen:
„Im Zusammenhang mit einem fühlenden Wesen gibt es zu jeder Zeit eine Vielheit unterschiedlicher, bewusster Standpunkte … Es sind diese bewussten Standpunkte oder Versionen eines Geistes (‚minds‘), den man sich als sich im Laufe der Zeit teilend oder differenzierend vorstellen muss (1996: 170). In einem gewissen Sinne kann der Beobachter sich als mit lediglich einem Geist ausgestattet betrachten. Diesen nennt .. [Lockwood] „Multi – Geist“ („multimind“) oder ‚GEIST (‚Mind‘ [z. B. Ich schreibe das Wort „Kaffee“, ich trinke gleichzeitig „Tee“ und berichte über diese Erfahrung].
Er [der Beobachter] besteht aus allen Versionen seines Geisten (minds), die mit Hilfe der Begriffe des System Zustands beschrieben werden, von dem der Beobachter ein Teil ist (1996:177).
Jeder Geist (mind) besitzt eine ‚maximale Erfahrung‚, die den vollständigen Zustand des Bewusstseins beschreibt: Dieser sollte jedoch nicht mit einem Zustand des GEISTES (the Mind) des Beobachters gleichgesetzt werden.“ Lockwood geht davon aus, dass es eine ‚vollständige Supervenienz‚ des Mentalen über das Physische (1996: 184) gibt.“1
„Lockwood verwendet den Begriff ‚GEIST („Mind“) für die multiple Entität, die alle (die maximale Anzahl) Erfahrungen aufweist [verknüpft durch Quantenverschränkung], die ich in der Realität habe, während er den Begriff ‚Geist‘ (‚mind‘) für eine Entität reserviert, die irgend eine dieser Erfahrungen hat.“ So schreibe ich [mein GEIST, (the Mind)] gerade das Wort „Kaffee“, trinke gleichzeitig Tee und berichte über diese Erfahrung, aber Ich [mein Geist, (the mind)], der ich „Kaffee“ schreibe, sieht nur Tee… Die Quantentheorie impliziert, dass eine riesige Anzahl meiner anderer Erfahrungen, einschließlich der Erfahrung in diesem Augenblick Kaffee zu trinken, auch gerade stattfinden. Der Grund dafür, dass ich nicht die Erfahrung habe, alle diese Erfahrungen gleichzeitig zu machen, liegt darin, dass die Gesetze der Quantenmechanik die Arbeit unseres Gehirn verengen, um ‚das Blickfeld des Bewusstseins‚“, wie Lockwood sagt, „auf eine Art ‚Tunnelblick‚ zu begrenzen, der in der Erfahrungsmannigfaltigkeit nach unten gerichtet ist. Wir können genausowenig ’seitwärts‘ durch die Mannigfaltigkeit sehen wie wir ‚aufwärts‘ oder in die Zukunft sehen können.“2
„Es herrscht allgemeine Übereinstimmung darüber, dass Lockwood keine hinreichende Erklärung für „Wahrscheinlichkeit“ [Hervorhebung d. Verf.] hat. So argumentieren Loewer (1996) und Barrett (1999) z. B., dass Lockwoods Konzept der Wahrscheinlichkeit unzureichend ist hinsichtlich der Frage wie die quadrierte Norm des Koeffizienten [a2 + b2 = 1], also die Born’sche Regel, die Voraussagen des Beobachters in bezüglich der zukünftigen Erfahrung anleiten kann, da es keine Möglichkeit gibt, seine Erfahrung im Verlauf der Zeit nachzuverfolgen.“3
- Everettian Interpretations of Quantum Mechanics, in: Internet Encyclopedia of Philosophy, A Peer-Reviewed Academic Resource, [Digitale Ausgabe], URL: https://iep.utm.edu/everett/ ↩︎
- Ib. ↩︎
- David Deutsch, „Many Minds“ Interpretations of Quantum Mechanics: Comment on ‚Many Minds‘ Interpretations of Quantum Mechanics by Michael Lockwood“, in: British Journal for the Philosophy of Science 47, Oxford University Press: 1996, pp. 222-28, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.daviddeutsch.org.uk/many-minds-interpretations-of-quantum-mechanics/ ↩︎
