- Eine Leidenschaft wird reaktiviert
Als meine Familie mich Weihnachten 2006 mit einem Newton Spiegelteleskop – Bresser Galaxia 900/114 f/7,8 – überraschte und mir damit die Reaktivierung meines Jugendhobbies „teleskopische Himmelsbeobachtung“ ermöglichte, war ich von den neuen Perspektiven zunächst sehr angetan. Hatte ich doch in den vergangenen Jahren die Welt der Sterne und Planeten nie ganz aus den Augen verloren und mein Interesse nur mangels Zeit und Equipment auf die Kosmologie verlagert. Nun bot sich wieder die Möglichkeit, die graue Theorie durch Beobachtung zu ergänzen. Leider wich die anfängliche Euphorie schon bald einer deutlichen Ernüchterung, als ich z. B. festellte, dass die EQ-Sky Montierung des Newtons nur unwesentlich stabiler war als die Montierung meines ersten Kaufhausteleskops vor mehr als 40 Jahren. Ich hatte es wegen der mangelhaften Standfestigkeit des Holzstativs damals an den Händler zurückgegeben und damit meine „Karriere“ als Hobbyastronom abrupt beendet.
Immerhin verfügte das EQ-Sky aber jetzt über ein Stahlstativ mit Ablage-Platte statt der extrem wackligen Holzkonstruktion meines ersten Fernrohrs. Zunächst ging ich nach gründlichem Studium der Empfehlungen einschlägiger Astronomie – Foren daran mein Teleskop zu tunen (RA – Motor, zusätzliche, bessere Okulare, Zusatzgewicht am Stativ zur Stabilisierung etc.). Schon bald faszinierten mich die von Amateurastronomen erstellten Astrofotos, die dank moderner, relativ erschwinglicher Optiken und neuer Kamerasysteme eine erstaunliche Qualität aufwiesen. So wurde schnell der Wunsch geweckt, eigene Fotos zu machen, auch, wenn mir klar war, dass ich mit den Produkten des Hubble Teleskops nicht in Konkurrenz treten konnte.
2. Die „afokale“ Phase
So erwarb ich zunächst einen Kamera Adapter und versuchte mit meiner Digitalkamera auf dem Wege afokaler Okularprojektion, d.h. Digi auf Adapter hinter dem Okular – Aufnahmen der Venus und des Mondes zu produzieren.
Dabei musste ich allerdings bald feststellen, dass eine Fokusierung der Kamera mit Hilfe des Adapters äußerst schwierig war. Die gesamte Konstruktion erwies sich als sehr wacklig und eine Verbindung von Kamera und Okular war überhaupt nur unter Verwendung zusätzlicher Muttern bzw. Unterlegscheiben möglich.
Immerhin gelang es mir dann doch, einige Aufnahmen des Mondes und der Venus zu „schießen“
3. Die „fokale“ Phase
Die wenig ermutigenden Erfahrungen mit der „Digitalfotografie“ veranlasste mich schließlich, mir eine Webcam Philips SPC 900NC plus IR Filter und entsprechendem Adapter zuzulegen.
Nach Entfernung des Kameraobjektivs und Einschrauben des Adapters konnte die Webcam nun in den Okularauszug des Teleskops geschoben und damit fokusiert werden – zumindest theoretisch! Leider klappte dies in der Praxis nur unter Verwendung einer Barlowlinse, die die Brennweite verlängerte. Ohne Barlowlinse erwies sich die Scharfeinstellung der Webcam als unmöglich, da der Okularauszug des Newton dafür zu lang war.
4. Die „fokale“ Barlow Phase
In Ermangelung eines anderen Objektes und nach dem Motto „Viel Feind, viel Ehr“ richtete ich Webcam + 3x Barlow zunächst auf den Planeten Jupiter. Dabei lernte ich ziemlich schnell, das Webcam-Fotografie mit meinem Equipment vor allem eine Frage der Geschwindigkeit war.
Dies war zum einen der Tatsache geschuldet, dass ich meinen Newton mangels Sicht nach Norden nur sehr grob mit einem Kompass einnorden konnte, die Nachführgenauigkeit des RA-Motors daher, auch wegen der fehlender Erfahrung, mehr als zu wünschen übrig lies und das „Objekt der Begierde“ keineswegs leicht auf dem 4×4 mm großen Mikrochip der Kamera eingefangen geschweige denn fixiert werden konnte.
Es folgte eine Phase des „learning by doing“, bis es mir schließlich doch gelang einige „Filme“ des Jupiters „zu drehen“. Als hilfreich erwies sich dabei eine Markierung der Position der Scharfeinstellung (grob) auf der Barlowlinse mittels Folienstift.
Ausprobiert wurden verschiedene Capture– bzw. Bildbearbeitungs – Programme wie Vlounge, Giotto, WcCtrl, K3CCDT Tools, Registax, Fitswork und Photoshop, die sich alle als mehr oder weniger geeignet erwiesen. Giotto wurde wegen des differenzierteren Einsatzes von Filtern mein Favorit. Abgesehen von den äußeren Bedingungen (Seeing, Transparenz) war für das Capturing von Planeten der möglichst rasche Wechsel vom Okular (primäre Fokusierung) zur Webcam entscheidend – sie wurde schließlich nur noch in den OAZ gesteckt, ohne Fixierung durch die entsprechenden Rändelschrauben.
Unproblematischer waren Aufnahmen des Mondes, wobei nach einigem Probieren die Motornachführung mit der richtigen Geschwindigkeit (2x bzw 4x) einigermaßen gelang. Allerdings konnte letztlich das Auswandern des Mondes aus dem Sichtbereich – bei 2x Geschwindigkeit – bzw. sein „Zurückwandern“ aus dem Blickfeld – bei 4x Geschwindigkeit – nicht verhindert werden. Immerhin waren jetzt Aufnahmen von Videos mit bis zu 500 Einzelbildern möglich.
Die Schärfe der Mondaufnahmen war wegen der Horizontnähe (11 – 13 Grad) und, wie ich vermutete, auch wegen der Qualität der Optik (Spiegel, Barlow Linse) nicht gerade überzeugend. Deshalb wurde eine qualitativ bessere, achromatische Barlow Linse (2x) angeschafft. Als nächstes ist eine Modifikation der Webcam (Farboptimierung, Raw Modus) geplant.
Qualitativ wesentlich deutlich bessser Webcam Fotos gelangen mir schließlich mit meinem neuen Galaxy Dobson, 200/1200mmm, f/6, Dobson Montierung, Telrad-Sucher, Zubehör-Ablage .
5. Fazit
Webcam Fotografie mit einem Einsteigerteleskop wie dem Galaxia ist durchaus möglich, wenn auch mit einiger Übung (nicht zuletzt auch bei der Bildbearbeitung mit verschiedenen Programmen) sowie einigen Kosten verbunden (Webcam, Adapter, Laptop, falls nicht bereits vorhanden, gute Barlow Linsen, IR Filter, etc.). Doch der Versuch lohnt sich!
