7.3.2.1 Soltaus Quantenkonzept der Zeit
Abb. 1 Andrew Soltau, Senior Analytiker, Avant Garde Science
Der theoretische Physiker und Privatgelehrte Andrew Soltau (1998 – Gegenwart) beschreibt in seiner kurzen Autobiografie seine Motivation „neue Einsichten im Bereich der Physik zu gewinnen“:
„Die gesamte Grundlage der Physik steckte in einem Paradox fest, weil etwas, das nicht Teil der Physik war, betrachtet wurde. Genauso wie bei den schwierigsten Programmierungsfehlern, hatte etwas außerhalb des Systems einen Einfluss. Da ich von einem I.T. Standpunkt heranging, wurde die Lösung des bedeutenden und langjährigen Paradoxes seltsamerweise offenkundig. Dies anzunehmen klingt sehr unwahrscheinlich. Es ist bekannt, dass die Tage des einsamen Theoretiker, der eine bedeutende Entdeckung machte, lange vorbei sind.
Aber ich beschreibe keine neue Physik . Es ist nur eine neue Sicht auf die bekannten Ergebnisse der Wissenschaft die bisher entdeckt wurden.“1
„Seit J. McTaggarts Aufsatz „The Unreality of Time“ bildet die Auseinandersetzung zwischen „A-Theorie“ und „B-Theorie“ einen Fokus der modernen Zeitmetaphysik: Während es gemäß der „A-Theorie“ eine objek] tive Gegenwart [Jetzt] gibt, die über die Zeitstellen hinwegstreicht, betrachtet die „B-Theorie“ Zeit als eine Reihe ontologisch gleichberechtigter Koordinaten, in der das „Jetzt“ lediglich indexikalisch die Position des Sprechers angibt. Die in der gegenwärtigen Debatte dominierenden sprachanalytischen und wissenschaftstheoretischen Erörterungen scheinen keine eindeutige Bevorzugung der einen oder anderen Sichtweise begründen zu können. Demgegenüber mag eine bewusste Einbeziehung praktischer und existenzieller Aspekte bei der Entscheidung hilfreich sein.
Insbesondere entfaltet in dieser Hinsicht C. D. Broads Mischkonzeption einer „growing block theory“ besondere Attraktivität [vgl. Anna-Lisa Nußbaum, ‚Persistenz im Growing-Block-Universum‚, Kapitel ‚3. Die Growing-Block-Theorie‘].“2
In einem seinen Beiträge zur Kosmologie beschäftig sich Soltau mit dem noch immer rätselhaften Phänomen der Zeit und liefert seine Definition einer „Quantenzeit„:
„Die Natur und Topologie der Zeit bleibt eine offene Frage in der Philosophie, die sowohl die ‚tensed‘ (‚tempushafte‘, mentale) Zeit [zeitlich verlaufend], die auch die Jetztheit [nowness] umfasst, als auch ‚tenseless‘ (‚tempuslose‘, physikalische) Zeit), als externer Parameter betrachtet. Beide Konzepte scheinen ihre Verdienste zu haben“ (vgl. 7.3.2).
Die lineare Dynamik (BZ 1), i.e. die unitäre lineare Quantenwelle des Universums, definiert das Universum probabilistisch hinsichtlich der gesamten Raumzeit und kann als [tempuslose, tenseless time‘] Definition des Blockuniversums, i.e. eines vierdimensionalen statischen Universums, betrachtet werden. Sie stellt die objektive „Zeitentwicklung“ des Quanten-Universums dar. Die Kollaps Dynamik [BZ 2] ist die subjektive Zeitentwicklung [‚tensed time‘] .. [des Universums] und daher von einem anderen logischen Typ im Vergleich zur linearen Dynamik (vgl. auch 7.3.3.3 „Vogel.- und „Froschperspektive“ und Soltaus „logische Typen“ Sie stellt im Unterschied zur linearen Dynamik „die subjektive Zeitentwicklung des Universums dar und bezieht sich lediglich auf den funktionalen Bezugsrahmen des Beobachters [vgl. funktionale Identität].“3
Die Wellenfunktion des Universums definiert also den vierdimensionalen QMBR, i.e. ein vierdimensionales raumzeitliches Blockuniversum determiniert durch die lineare Dynamik [BZ 1] und eine tempuslose (‚tenseless‘, physikalische) Zeit, als externer Parameter, wohingegen die Veränderung dieses Blockuniversums durch die Kollaps Dynamik [BZ 2] erfolgt, die zur Entstehung einer Abfolge von Blockuniversen (QMBRs) führt.“4
Nach dem hier vorgestellten Quantenkonzept der Zeit existieren bereits alle möglichen Zustände des Universums. Jeder Moment der Zeit (NOW, gegenwärtiger Moment) „ist ein vollständiges, eigenständiges zeitloses unveränderliches Universum (Folger, 2000). .. Alle Momente existieren, ’schon‘, vollständig, wie die einzelnen Bilder eines Films. .. Jedes Bild umfasst ein einzelnes Jetzt (NOW)…“, jedoch „der Film läuft nicht. .. Wie [der israelisch-britische theoretische Physiker David] Deutsch feststellt: … die Abfolge der Momente selbst existiert nicht im Bezugsrahmen der Zeit – es ist [Hervorhebung d. V.] der Bezugsrahmen der Zeit (1997, p. 264).“
Das hier zugrundeliegende Verständnis sieht unser Universum mithin „primär als Informationssystem“ während die physikalische Realität gegenüber der Information, die sie definiert, sekundär ist. Dies gilt jedoch nur im Verhältniss zur Kollaps Dynamik (BZ 2).
„Das Universums ist zuvorderst eine physikalische Realität, definiert durch seinen Quantenzustand und die begleitenden lineare Dynamik.“ (vgl. „lineare“ und „Kollaps Dynamik“ weiter unten) „5
Da das Soltausche Quantenkonzept der Zeit bedeutet, „dass alle möglichen Variationen des Block Universums [der Speziellen Relativitätstheorie] ’schon‘ existieren, ist das Nicht-Kollaps Universum [BZ 1] tatsächlich ein Multiversum der Block Universen .. . oder wie Everett es formulieren würde: ‚Eine Beobachtung machen bedeutet den QMBR zu ändern‘, i.e. der Bezugsrahmen des Beobachters ändert sich gemäß des quantenmechanischen Konzepts der Zeit von einem Moment zu einem anderen Moment von einem [Block Universum zum nächsten Block Universum].
Dies ist nicht ein physikalischer Prozess im gewöhnlichen Sinn des Wortes. Es ist ein Informationprozess und ein Meta Prozess (vgl. auch ‚Informationsprozess‚ zu der linearen Dynamik der physikalischen Umgebung. Dieser scheinbare Kollaps ist ein Informationsprozess, der auf einer anderen logischen Ebene [BZ 2] als der linearen Dynamik [BZ 1] stattfindet.6
- Andrew Soltau, [Digitale Ausgabe], URL: https://andrewsoltau.com/ ↩︎
- Andrew Soltau, Times Two: The Tenses of Linear and Collapse Dynamics in Relational Quantum Mechanics, 2008 (2018), Abstract, [Digitale Ausgabe], URL: See discussions, stats, and author p[rofiles for this publication at: https://www.researchgate.net/publication/3644531; vgl. zum Blockuniversum auch Dietmar Hübner, „Gibt es eine objektive Gegenwart?“, Zur Metaphysik der Zeit, S. 1 [Digitale Ausgabe], URL: https://www.philos.uni-hannover.de/fileadmin/philos/Publikationen/Huebner/GibteseineobjektiveGegenwart.pd ↩︎
- Ibd. ↩︎
- Ib. pp. 3 secqq ↩︎
- Ib. pp. 4 secqq ↩︎
- Andrew Soltau, Interactive Destiny, ResearchGate, Januar 2009, Abstract, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.researchgate.net/publication/49290158_Interactive_Destiny/link/5b8117344585151fd130de99/download ↩︎

