7.3.2.3 Soltaus „logische Typen“ und Max Tegmarks
„Vogel-“ und Froschperspektive“
a) Soltaus „logischer Typ 1“ und Tegmarks „Vogelspektive“
Andrew Soltau unterscheidet in Anlehnung an den britischen Mathematiker Bertrand Russell (1872 – 1970) drei „logische Typen“ [Wirkungsbereiche, „domains“] der Wirklichkeit (vgl. unten). So repräsentiert „jedes Bild eines Films einen ersten, fundamentalen logischen Typ. Der gesamte Film, i.e. die Menge der Einzelbilder, die zusammen einen Film ausmachen, bildet einen anderen, zweiten logischen Typ.“1
Tegmarks objektive „Außenansicht“ i.e seine „Vogelperspektive„ (BZ 1) bzw. Soltaus „logischer Typ 1“ (vgl. auch die „ontische Realität“ Atmanspachers und Primas‘ Endophysik) – kann nur mathematisch als Hilbertraum beschrieben werden, in dem sich die unitäre Quantenwelle deterministisch entwickelt.
Die Vogelperspektive ( ~ der logische Typ 1) bezieht sich also auf die abstrakte unitären Quantenrealität des Universum, die der linearen Dynamik der Schrödingergleichung folgt.
Diese kann keinen Kollaps erfahren, sonder nur eine deterministische Entwicklung in der tempuslosen Quantenzeit (vgl. 7.3.3.1), da es keinen äußeren Beobachter [Gott/Schöpfer?] gibt . Sie besteht, nach Soltau, „aus der Superposition einer gigantischen Anzahl miteinander verschränkter, dekohärenter quasi-klassischer Ereignisgeschichten (‚Welt Hologrammen‚) einschließlich der [korrelierten] „Beobachterzustände„.
In diesem Wirkungsbereich (domain) ist der Protagonist als „Beobachter“ eine „physikalische Entität„, eine „Körper-Geist Ganzheit„, welche das gesamte physikalische System sowie den „Geist“ des „Beobachters“ umfasst. Unter „Geist“ versteht Soltau das „neuronale-endokrine System der Informationsverarbeitung, das „Beobachtungen“ erzeugt und speichert.2
b) Soltaus „logischer Typ 2“ und Tegmarks
„Froschperspektive“
Wie oben bereits erwähnt unterscheidet Soltau drei „logische Typen“ (Wirkungsbereiche, „domains“) der Wirklichkeit.“ 3
Tegmarks „Innenansicht“, i.e. die „Froschperspektive„, (BZ 2), bzw. Soltaus „logischer Typ 2“, vgl. auch Primas‘ Exophysik – umfasst die subjekte Sicht des Protagonisten als „Individuum“.
„Das Bezugssystem des wahrnehmenden Subjekts (Individuums) ist also nicht identisch mit dem traditionellen Bezugssystem, .. der quasi-klassischen Welt.“ 4 Vielmehr ist es Teil eines Wirkungsbereichs im Rahmen eines ontologischen Quantendualismus, hier der „Froschperspektive“ (oder Innenansicht, Primas‘ Exophysik).
#Der Gedächtsniszustand des Individuums, d. h. die Aufzeichnung seiner [empirischen] „Beobachtungen, ist durch eine scheinbare probabilistische Kollaps Dynamik bestimmt, die das Individuum wahrzunehmen scheint und als „Quantenzufälligkeit“ interpretiert. Während das Individuum selbst eine „Informationsstruktur“ (mind) darstellt, die seinen Gedächtniszustand definiert, bleibt der Körper (body) in einem suponierten Zustand (vgl. Lockwood), solange er nicht selbst beobachtet wird („Selbst-Identität„) 5
c) Soltaus „logischer Typ 3″
Soltaus „logischer Typ 3“ beschreibt die Perspektive, aus der die Abfolge („Iteration„) der „Momente“ [QMBRs, vgl. 7.3.2.4] (QMBR)] stattfindet. „Der scheinbare Kollaps der Quantenwelle [BZ 2] ist nur ein Beweis der Iteration. … Die lineare Dynamik [BZ 1] ist die Eigenschaft eines spezifischen quantenmechanischen Bezugsrahmens, definiert durch einen spezifischen Quantenzustand [vgl. QMBR]. Es ist daher der „logische Typ 1“. Die Kollaps Dynamik, der Wechsel der linearen Dynamik [BZ 1], ist eine Eigenschaft einer Abfolge von QMBRs und daher der „logische Typ 2“ [BZ 2].
Objektiv kann sich nichts entlang der linearen Zeitdimension der Raumzeit bewegen; das Blockuniversum ist statisch, da die Vergangenheit und die Zukunft auf dieselbe Weise existieren wie die Gegenwart. Die Kollapsdynamik [BT 2] ist ähnlich statisch. Quantenzeit ist die Umsetzung der Kollaps Dynamik, der Wechsel des Quantenzustandes. Allerdings … alle Schnappschüsse, Momente, Blockuniversen existieren ‚bereits‘ zeitlos. Somit ist das System objektiv auf dieser logischen Ebene statisch. Alle möglichen Augenblicke [QMBRs] existieren ‚bereits‘ und nichts kann sich von Augenblick zu Augenblick bewegen. … Das System ist objektiv statisch und das gilt dann auch für den „Film“ [BZ 1, vgl. oben], der durch die Iteration der Einzelbilder zum Leben erweckt wird: wie durch einen Projektor, einen „DVD Spieler“, einen Computer oder jedes Mittel, das den funktionalen Bezugsrahmen von einem definierten Einzelbild zu einem anderen verändern kann.
Jedes Einzelbild des Films entspricht dem logischen Typ 2 und der Film, die Gesamtmenge der Bilder, dem logischen Typ 1. Iteration [Wechsel der Bilder, i.e der QMBRs] bezieht sich auf einen anderen logischen Typ als Operation, die sich auf alle Filme bezieht. Die Operation der Iteration ist inhäriert in der dynamischen Struktur aller Filme. Sie ist daher .. ein dritter logischer Typ. … Das erscheint paradox. Wenn es etwas gibt, das für die Momente wie ein Projektor für einen Film ist, dann müsste es ‚außerhalb‘ des Universums aller möglichen Momente [QMBRs] sein, ein Oxymoron. Jedoch ist das Nicht-Kollaps Universums selbst [BZ 3] qua Definition ein logischer Typ 3. Es ist der Kontext aller möglichen Abfolgen von Bezugsrahmen [QMBRs], aller transtemporalen Realitäten. Es entspricht korrekt dem logischen Typ 3, um ein Iterator der QMBRs zu sein.“6
- Andrew Soltau, Multi-Solipsism: The Physical Ontology of the Many-Minds Concept, ResearchGate, 2019, pp. 4 secqq, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.researchgate.net/publication/338282217 ↩︎
- Andrew Soltau, The World Hologram: The Holographic Universe is Everett’s Relative State – The Measurement Problem is a Category Error of Logical Type, p. 12, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.researchgate.net/publication/348907722_The_World_Hologram_The_Holographic_Universe_is_Everett%27s_Relative_State_-_The_Measurement_Problem_is_a_Category_Error_of_Logical_Type ↩︎
- Ib. ↩︎
- Ib. ↩︎
- Andrew Soltau, Logical Types in Quantum Mechanics, in: PhilSCi Archive, 2010, pp. 6 secq, [Digitale Ausgabe], URL: http://philsci-archive.pitt.edu/id/eprint/5554 ↩︎
- Ib., p. 10 ↩︎
