7.3.5.2 Komplexifizierung
Auf dem Hintergrund der evolutionsgeschichtlichen Entwicklung des Lebens und Bewusstseins führt der Austausch mit der natürlichen Umwelt qua Stoffwechsel physikalisch zur Reduzierung der Entropie organischer Systeme (vgl. 7.3.3.4 Der quantenmechanische Bezugsrahmen (QMBR) und BZ 2).
- Der Prozess der kosmologischen Informationsverarbeitung
Dieser Prozess, i.e.die holistische Evolution des Kosmos, der als Informationsverarbeitung betrachtet werden muss, endet letztlich nicht mit dem „Kältetod des Universums“ (Big Freeze), dem neben Big Crunch und Big Rip verbreitetstes Konzept des zukünftigen Schicksals unseres Kosmos (vgl. auch 5.5.2.2). Sie ermöglicht die Entstehung, Differenzierung und damit Optimierung von Lebensformen und verstärkt durch wachsende Komplexifizierung eine zunehmende Wirkmächtigkeit des Geistigen bzw. Psychischen, die in elementarer Form bereits auf Quantenebene auftreten und sich zum individuellen Bewusstsein des Menschen entwickelt haben (vgl. 7.2.2, 7.2.6 und 7.3.2, sowie 7.3.2.4).
Elementare unbewusste Formen der Informationsverarbeitung existieren bereits auf der Ebene von Quantenteilchen – erkennbar, etwa beim Doppelspaltexperiment ohne bzw. bei Intervention (Messung) hinter dem Doppelspalt – oder auf der Ebene von Viren, deren Beschreibung als Leben umstritten ist, die aber scheinbar „ihr Infektionsverhalten mittels chemischer Signale abstimmen“. Sie erreichte als bisher höchste Stufe auf unserem Planeten [entwickelte] menschliche Intelligenz, Emotionalität und menschliches Wertebewußtseins, verbunden mit immer differenzierteren und leistungsfähigeren Formen bewußter Informationsverarbeitung und Kommunikation.“1
Der von einem menschlichen Beobachter „wahrgenommene“ exophysikalische Kosmos (vgl. 7.3.2 , 7.3.2.1, 7.3.2.4) ist, folgen wir Soltau, als panpsychistisches, virtuelles Konstrukt unserer Gehirne zu beschreiben (vgl. 7.3.2.1, 7.3.3).
Unser Kosmos (und mithin wohl auch andere Kosmen des Multiversums), bei dem Bestehen günstiger Voraussetzungen, bestimmt durch quantenmechanische Verarbeitung, Weitergabe und Speicherung „evolutionär“ entwickelter, komplexer werdender Formen und Inhalte von Information, auf unterschiedlichen Ebenen – (quanten)physikalisch, biologisch, technologisch oder kulturell.
Die Verarbeitung von Quanteninformationen erfolgt dabei im Kontext eines „interaktionistischen Dualismus“ (vgl. Soltau, 7.3.3), i.e einer Wechselwirkung, die zwischen den jeweiligen spezifischen quantenmechanischen Bezugsrahmen und der linearen universellen Quantenwelle verläuft (vgl. 7.2.6, 7.3.3, 7.3.3.4).
2. Komplexifizierung der kosmologischen Informationen
Die (bisherige) kosmologische Evolution quantenphysikalischer (endo- und exophysikalischer) Informationsprozesse führte auf unserem Planeten zur Entstehung (ich-)bewusster , humaner Geistigkeit bzw. kognitiver Intelligenz Diese Entwicklung vollzog sich jedoch nicht nur auf unserem Planeten, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf zahlreichen anderen habitablen Planeten unserer Milchstraße (vgl- Fermi Paradox), in den ca. 100 Milliarden Galaxien unseres beobachtbaren Kosmos, geschweige denn in der unvorstellbaren Zahl von Galaxien in Myriaden Kosmen des Multiversums, die allerdings wegen unterschiedlicher kosmologischer Naturkonstanten nicht alle für eine Entstehung von bewusstem Leben geeignet sein könnten.2
Auf unserer Erde haben sich jedoch nicht nur im Entwicklungszweig des MenschenBewusstsein und Intzelligenz entwickelt, sonder auch bereits im planetaren Tier- und Pflanzenreich abgestufte Formen von Bewusstsein und (instrumenteller) bzw. informationeller Intelligenz entwickelten.
Tiere (und Pflanzen) sind hinsichtlich der Evolution des Lebens durchaus keine Mängelwesen, wie wir vielfach glauben, sondern nur andere evolutionär manifestierte Formen einer mehr oder weniger bewußten holistischen Struktur des Lebens, letztlich also im Entwicklungsprozess Voraussetzung auch der biologischen und kognitiven Entwicklung des Menschen.
3. Risiken der menschlichen Evolution durch beschleunigte
(gen-)technologische Selbst-Organisation
Die Evolution der biologischen und geistig-kulturellen Existenz der menschlichen Spezies hat sich insofern auf eine dramatische Weise beschleunigt als wir im Laufe unserer Entwicklung begannen, unsere „Evolution“ zunehmend in die eigenen Hände zu nehmen und auf eine neue technologisch–kybernetisch und gentechnologisch gesteuerte Ebene der Organisation und -evolution zu heben (vgl „künstliche Intelligenz, Nanotechnologie, Genmanipulation, etc.).
Diese Entwicklung kann als Versuch interpretiert werden, die als defizitär erlebten Beschränkungen des Menschen, zu kompensieren, seine spezifische „Condition humaine“, charakterisierbar z.B. als – „Nichtigkeit – Elend – Langeweile – Gegensätze – Zerstreuung“ – wie sie der französische Mathematiker, Physiker und christlicher Philosoph Blaise Pascal (1623-1662) in seinen „Penseé sur la religion et sur quelques autres sujets“ beschrieben hat, zu überwinden.3
Abb. 1 Blaise Pascal (Gemälde entstanden 1691)
Die beschleunigte Entwicklung des Menschen veränderte allerdings zunehmend seinen bisherigen Status als integraler Teil der Natur, i.e. von einem Objekt der Evolution zum selbstbestimmten Subjekt (?) seines Schicksals, eine Veränderung, die wegen der begrenzten menschlichen Erkenntnisfähigkeit was die möglichen komplexen Folgen seiner „selbstgesteuerten Evolution“ betrifft und sein destruktives Potential, mittlerweilen auch die „Option“ einer nuklearen, pandemischen oder ökologischen Selbstvernichtung einschließt (vgl Jem Bendell, „Deep Adaptation: A Map for Navigating Climate Tragedy„, übers. von Reinhard Göttinger)
Auf Grundlage sehr lange belichteter Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble haben Astronomen festgestellt, dass allein unsere Galaxis aus ca. 200 Milliarden Sternen besteht . Da es im gesamten beobachtbaren Universum mehr als 350 Milliarden Galaxien geben soll, schätzen Forscher die Zahl der Sterne auf ca. 70 Trilliarden! Das ist eine unvorstellbar große Zahl, eine 70, gefolgt von 21 Nullen!„ nur in unserem beobachtbaren Kosmos.4 Computersimulationen der kosmischen Entwicklung lassen vermuten, dass es sehr viele kleine, schwach leuchtende Galaxien gibt, die bislang der Entdeckung entgangen sind. Dann könnte die Gesamtzahl sogar bei 20 Billiarden Galaxien liegen.“5
Derartige Zahlen sollten zu einer Relativierung der Stellung und Bedeutung des Menschen im Kosmos Anlass geben, da, wie schon erwähnt, von der Entstehung zahlloser anderer exterrestrischer Manifestationen komplexen (geistigen) Lebens auszugehen ist, die allerdings vor ähnlichen Herausforderungen ihrer Entwicklung standen bzw. stehen und sich daher, wie möglicherweise auch der Mensch, einen Weg der Selbstvernichtung beschritten haben oder sich gerade begeben haben (vgl. Fermi-Paradoxon).
- Menas Kafatos, „The Participating Mind in the Quantum Universe“, in: Cosmos and History: The Journal of Natural and Social Philosophy, vol. 11, no. 2, pp. 175-188, here: pp. 177-178, [Digitale Ausgabe], URL: https://digitalcommons.chapman.edu/do/search/?q=The%20Participating%20Mind%20in%20the%20Quantum%20Universe&start=0&context=5695533&facet= ↩︎
- Artikel „Viele Milliarden Planeten in habitablen Zonen um rote Zwergsterne in der Milchstraße“, in: Pressemitteilung Wissenschaft, eso1214de, 28. März 2012, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.eso.org/public/germany/news/eso1214/ ↩︎
- Artikel „Blaise Pascal“, in: Wikipedia, [Digitale Ausgabe], URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Blaise_Pascal ↩︎
- Artikel „Wie viel Sterne gibt es?“, in: Sternforscher, [Digitale Ausgabe], URL: https://www.sternenforscher.de/wie-viele-sterne-gibt-es/ ↩︎
- Artikel „Wie viele Galaxien wie die Milchstraße gibt es im Universum?“. In: BMBF, „Unser Universum“, Wissenschaftsjahr 2023,
https://www.wissenschaftsjahr.de/2023/aktuelles/wie-viele-galaxien-wie-die-milchstrasse-gibt-es-im-universum ↩︎

