8.2.1 Grundlegende Voraussetzungen einer
„persönlichen Erlösung“
- Die Verneinung einer „persönlichen Erlösung“durch
Whitehead
Whitehead räumt der panentheistischen Gottheit seiner Prozessmetaphysik weitgehend die Rolle eines „aktiven Teilnehmers, in der Tat eines notwendigen Bestimmers einer jeden wissenschaftlichen Auffassung über die Wirklichkeit..“ ein, (z. B. als mentaler Pol, der die subjektiven Ziele der Individuen festlegt), denn, so Whitehead, für „.. Gott ist das Konzeptionelle prioritär zum Physischen, für die Welt sind die physischen Pole prioritär zu den konzeptionellen Polen …
Gott ist die unendliche Grundlage aller Geistigkeit.“ [32]1 Eine persönliche Erlösung [im Sinne eines Ewigen Lebens, d.V.] hält Whitehead jedoch für geistige Wesen ausser Gott selbst nicht für möglich (vgl. 7.2.4 Whiteheads panentheistischer Gottesbegriff., (iii) Gott ist bipolar.)
Die Verneinung der „persönlichen Unsterblichkeit“ durch Whitehead widerspricht jedoch der von der modernen holographische Kosmologie eröffneten Option einer „persönlichen Erlösung“.
Zudem würde ein panentheistischer Interventionismus, wie Whitehead ihn vertritt, die Möglichkeit einer Offenheit und Variabilität der Evolution der Kosmen des Multiversums (mit jeweils unterschiedlichen Naturkonstanten) einschränken und prädeterminieren. Dies muss eine entwicklungsoffene Ausbildung unterschiedlicher quantenmechanischer Informationsstrukturen auf den kosmologischen Ereignishorizonten geeigneter (De-Sitter) Universen einschränken bzw. verhindern.
2. Die Option einer „persönlichen Erlösung“
Postuliert man jedoch die Option einer „persönlichen Erlösung“ bewusster, geistiger Entitäten desUni(Multi-)versums, so erscheint es auf der Grundlage der Hypothesen bzw. Erkenntnisse der holografischen Kosmologie plausibel anzunehmen, dass „persönlichen Erlösung“ auf einer „Auslesung“ von auf dem beobachterabhängigen kosmologischen De-Sitter Ereignishorizont enkodierten verschränkten Informationsstrukturen der universellen, kosmologischen Wellenfunktion basieren müsste (vgl. 7.3.2.1 Soltau).
Allerdings darf dabei nicht vergessen werden, dass bisher, andes als bei dem erfolgreichen Nachweis einer holografischen AdS/CFT Dualität (vgl. 5.4.1 Die holographische Dualität und 5.4.2.1 Die Geometrie der Anti-De-Sitter (AdS) Raumzeit) der eindeutige Beweis für eine entsprechenden DS/CFT Korrespondenz der asymptotischen De-Sitter Geometrie, noch nicht gelungen ist (vgl. 5.5.6 Die De-Sitter Raumzeit; 5.5.6.1 DE-Sitter Raum Revisited).
Andererseits besitzt der De-Sitter Raum als „kausaler Diamant“ durchaus holografische Eigenschaften. (vgl. 5.5.6.2 DE-Sitter Raum als „kausaler Diamant“ und 5.5.6.3 Parameter des DE-Sitter Raums). Zudem bildet die „.. Null-Grenze (boundary) eines kausalen Diamanten [..] lokal einen Rindler Horizont, denn Beobachter, die nahe dem Rand des Diamanten, der „edge“ gleichmäßig beschleunigen, messen eine Unruh-Temperatur.
Der Unruh-Effekt besagt, dass der Vakuum Zustand einer Quantenfeldtheorie in einer Minkowski Raumzeit für einen gleichmäßig beschleunigten Beobachter O mit der Beschleunigung a wie ein thermischer Gleichgewichtszustand erscheint.“ (vgl. 5.5.6.2 Der DE-Sitter Raum als „kausaler Diamant“, vgl. Abb. 3, Text).
Ein thermodynamisches Gleichgewicht muss jedoch als Voraussetzung die (erforderliche physikalische „Entleerung“ des DE-Sitter-Raumes, i.e. das Ende der materiellen Entwicklung des Kosmos, vgl. unten) für den Beginn eines Prozesses „persönlicher Erlösung“ betrachtet werden. Der für die biologische Existenz eines Beobachters O relevante DE-Sitter Raum ist begrenzt auf seinen kausalen Diamanten. Dieser kann mit den von Soltau beschriebenen Quantenmechanischen Bezugsrahmen (QMBRs), i.e. den wechselnden Qualia – Welten eines Beobachters O, in Zusammenhang gebracht werden. Die jeweiligen, subjektiven Qualia-Welten (i.e. die individuellen Konstrukte des Bewusstseins eines Beobachters O), eröffnen diesem den Zugang zu einer subjektiven, multi-solipsistischen Erfahrung des Quanten Universums (vgl. Menas Kafatos, 7.3.5,3 The Participating Mind in the Quantum Universe, Fussnote 20). Dieser Zugang ist jeweils auf seinen kausalen Diamanten beschränkt, der als Folge von physikalischen Veränderungen einen Wechsel des subjektiven, quantenmechanischen Bezugsrahmens bestimmt und durch die Wechsel ein subjektives Zeitempfinden im Beobachter O generiert (vgl. unten).
Bejaht man also die Option einer „persönlichen Erlösung“ im Rahmen quantenmechanischer Gegenheiten der für unser Universum relevanten DE-Sitter Geometrie, dann eröffnen sich naturgemäß als nächstes eine Reihe von Fragen:
Wie könnte ein kosmisches, quasi-göttliches Agens im Rahmen der uns bekannten Physik entstehen und worin liegt seine „Motivation“, als „Erlöser“ geistiger Entitäten (und ihrer jeweiligen „Umwelt“) zu handeln? Worin liegt die Natur einer „persönlichen Erlösung“?
Hinsichtlich der möglichen „Motivation“ eines divinen kosmischen Wesens stellt sich die Frage, ob christliche Motive wie „Güte“ und „Erbarmen“ und nicht nur anthropozentrische Illusionen und letztendlich Motivlosigkeit eines zum Prozess der Erlösung geistiger Entitäten führenden quasi-göttlichen Handelns sind?
Ist ein Erlösungsprozess nicht vielmehr eher das Ergebnis eines utilitaristischen „Benefits“, der dem Erlöser – Agens selbst zuwächst? (vgl. 8.2.2 Entstehung und Entwicklung eines bewussten, quasi-göttlichen Agens („Erlösergottes“)
- Artikel „Expansion des Universums“, in: Wikipedia, [Digitale Ausgabe], URL: https://de.wikipedia.org/wiki/Expansion_des_Universums ↩︎
